Die Fotografie kann und soll mittlerweile
fast alles zeigen, und fotografische Abbildungen bedeuteten zu keiner
Zeit ihrer Geschichte eins zu eins Abbildungen der Wirklichkeit. Das
fotografische Bild wird seit seiner Erfindung manipuliert und
bearbeitet, und es ist ein Leichtes geworden, den Wunsch einer
Darstellung noch in der Kamera zu beeinflussen und als Realität
verkaufen zu können. Obwohl das allgemein bekannt ist, denkt der
Betrachter erst im zweiten Schritt oder überhaupt nicht über etwaige
Beeinflussung und Suggestion im Bild nach. Auf den ersten Blick ist
alles möglich.
Das sind ausgezeichnete
Voraussetzungen, die Fotografie als Experimentalspielzeug zu nutzen
und die Ehrlichkeit einer solchen Abbildung auch durch den Ausschnitt,
das Sujet und analoge Filter zu strapazieren.
Gehauchte architektonische Formen
Ich nutze mit Vorliebe die Ausweglosigkeit unseres eigenen Blickwinkels
und halte gleichzeitig die Erinnerung einer solchen individuellen
Erfahrung damit fest. Die gehauchten architektonischen Formen lassen uns
an unwirkliche, virtuelle Welten denken, Räume oder Modellbauten. Das
zarte Licht in feinen, unterschiedlichen Nuancen führt zu einem Moment
der Stille und Reinheit, an dem wir seine Ordnung und Berechenbarkeit
schätzen. Wir können uns sicher sein, eine Verbindung mit unserer
eigenen Erfahrung aufbauen zu können. Trotzdem können wir uns diesen
Raum nicht vollkommen erschließen, und der Ausschnitt bleibt ein
persönliches Geheimnis.
Über die Künstlerin
Ricarda Hohmann geb. 1992, studiert seit 2014 an der
Kunsthochschule Kassel in der Klasse "experimentelle Fotografie" unter
Bernhard Prinz. In ihren Arbeiten legt sie Wert auf Formalität und
Sachlichkeit. Bildinhalte sollen nach dem philosophischen Prinzip der
Deduktion individuell erschlossen und nicht persönlich-emotional
belastet werden.
Ausstellungsblatt
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